Foto: Rasmus Gerlach
Foto: Rasmus Gerlach
Dokumentarfilm von Rasmus Gerlach, BRD 2017, 76 Minuten
im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher.
Rasmus Gerlach wurde als jugendlicher Demonstrant schon mit dem stärksten Wasserwerfer beschossen und hat sich in seinem Film „Gefahrengebiete & andere Hamburgensien“ bereits intensiv mit Polizeigewalt auseinandergesetzt. Anfang Juli 2017 taucht er mit einem Team von fünf Kamera-Leuten tief in das Protest-Geschehen rund um den G20-Gipfel ein und dreht einen persönlichen Film. Auf den Straßen finden Protest-Performances als neue Form des Demonstrierens viel Anklang, doch die bunten Szenen werden bald von den Bildern der Gewalt-Eskalation überschattet. Das Filmprojekt holt die interessanten Momente der Aktionskunst auf den Demonstrationen wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurück und entwirft ein komplexes Bild der Gipfel-Tage, die Hamburg weltberühmt machten. Die Straßen-Performance „1000 Gestalten“ brachte durch lehmgeschminkte Gesichter friedlichen Protest zum Ausdruck. Der „Megafonchor“ machte mit Sprechkunst aus der Flüstertüte als Demo-Einlage auf sich aufmerksam. Es gab Trommel-Performances und auch Demonstranten, die als Schlümpfe verkleidet waren. Die berühmteste Performance aber lieferte „Die Frau auf dem Panzer“ ab. Sie wurde, um ihre Performance zu beenden, sogar aus nächster Nähe von Polizisten mit Pfefferspray und Wasserwerfern beschossen. Diese sehr gut dokumentierte Aktion, die sich direkt vor dem Springer-Haus abspielte, wird zur Schlüsselszene. Hier vor dem Springer-Konzern begannen die Proteste der 68er vor 50 Jahren. Der Film wendet sich sowohl an Zuschauer, die bei den G20-Demonstrationen dabei waren, als auch an Menschen, die das Geschehen am Monitor verfolgten. Zuschauer, die einem der vielen Livestreams folgten, erfuhren beinahe mehr über die Proteste, als die Filmemacher, die sich im Inneren der Unruhe befanden. So kamen die Filmemacher auf die Idee, eine Zuschauerin zu interviewen, die den Gipfel nur am Bildschirm erlebte: Laurie Anderson. Schon vor dem Gipfel stand fest, dass die berühmte amerikanische Performance-Künstlerin kurz nach dem Gipfel anlässlich Wim Wenders‘ Pensionierung nach Hamburg kommen würde. So fiel die Wahl auf sie als Interview-Partnerin. Laurie Anderson spricht über G20 und die Möglichkeiten kreativer Protestkunst.